Mit 5G und „Smart Farming“ in die landwirtschaftliche Zukunft
5G ist mehr als Highspeed-Internet für ruckelfreies Streaming auf dem Smartphone: Vor allem Landwirtinnen und Landwirte profitieren von der fünften Mobilfunkgeneration – das zeigt das Projekt zum Smart Farming.
Das Projekt-Konsortium beim ersten Projekttreffen im April 2022 auf der Versuchsstation Ihinger Hof
Im Rahmen des 5G-Innovationswettbewerbs des Bundes hat sich der Landkreis Böblingen gemeinsam mit sieben Projektpartnerinnen und Projektpartnern erfolgreich um die Förderung für ein Modellprojekt zum 5G-Ausbau in der Region beworben. Den Zuschlag gab es für das Projekt „5G-PreCiSe – 5G Pilot Region zu Cloud Infrastructure, Smart Farming & effizienter Düngung im Landkreis Böblingen“. Mit rund vier Millionen Euro Fördermitteln können nun 5G-unterstützte, innovative Lösungen für eine ressourcenschonende und zukunftsfähige Landwirtschaft im Ballungsraum erarbeitet werden.
„Ich freue mich sehr über den Zuschlag“, so Landrat Roland Bernhard. „Von den insgesamt 67 bundesweit geförderten Konzepten stammen zehn aus Baden-Württemberg, eines davon ist unseres. Ein tolles und zukunftsweisendes Projekt, das die Basis bilden kann für eine präzise Anwendung landwirtschaftlicher Bearbeitungsverfahren.“
Landrat Roland Bernhard
Das Pilotprojekt 5G-PreCiSe soll zeigen, wie man Systeme und Prozesse des Precision Farming in Echtzeit mittels 5G vernetzen kann. So erhalten Landwirtinnen und Landwirte eine bisher undenkbare Informationsbasis für erfolgskritische Entscheidungen, die sie derzeit oft nur intuitiv treffen können. Dafür werden auf den Versuchsfeldern des Ihinger Hofes bei Renningen neueste 5G-Technik und innovative Datenverarbeitung für den Einsatz von Düngemitteln erprobt.
Ressourcen effizienter einsetzen
Am Projekt beteiligt sind der Landkreis Böblingen (Amt für Landwirtschaft und Naturschutz und das Zentrum für Digitalisierung Landkreis Böblingen – ZD.BB GmbH), die Universität Hohenheim, Hochschule Reutlingen mit dem Herman Hollerith Zentrum, Robert Bosch GmbH, Rauch Landmaschinenfabrik GmbH, Seeburger AG, Advancing Individual Networks – AIN GmbH.
Mittels 5G-Technik können verschiedene Umwelt-, Pflanzen- und Bodendaten in Echtzeit erfasst, schneller verarbeitet und mit weiteren Informationen zusammengeführt werden. Die so gewonnenen Erkenntnisse laufen zeitgleich bei Schlepper und Landmaschine auf und machen die spezifische Düngung, abgestimmt auf tatsächlichen Bedarf und Fläche, möglich. Das Projekt „5G-PreCiSe“ zielt darauf ab, mit Hilfe der 5G-basierten intelligenten Düngung Ressourcen effizienter einzusetzen. Das Einsparen von Dünger und Kraftstoff kommt nicht nur Landwirtinnen und Landwirten, sondern insbesondere auch der Umwelt und dem Klima zugute.
Mit 5G-Technik Kosten senken
Die „smarte Düngung“ dient als exemplarischer Anwendungsfall und soll auf andere Bereiche der Landwirtschaft übertragen werden. Neben dem aktiven Ressourcenschutz hat das Projekt auch die im Landkreis vorherrschende Agrarstruktur im Blick. Bisher ist die Digitalisierung der Betriebe oftmals mit einer hohen Investition in Technik verbunden. Und damit für kleinstrukturierte Betriebe, wie sie im Landkreis Böblingen vorherrschen, oftmals nicht rentabel. Mit der Entwicklung einer 5G-basierten Technik sollen die Investitionskosten gesenkt werden. Landwirtschaftsbetriebe können ein 5G-Netz nutzen, um rechenintensive Aufgaben nicht mehr lokal auf den Anbaugeräten oder Traktoren durchzuführen, sondern über das 5G-Netz auszulagern.
Bei der Erprobung des Anwendungsfalles auf den Versuchsfeldern des Ihinger Hofes wirkt das Amt für Landwirtschaft und Naturschutz mit dem Zentrum für Digitalisierung Landkreis Böblingen von Anfang mit. Nutzerinnen und Nutzer werden ab der ersten Stunde in den Prozess eingebunden. So fördert man die Verbreitung von 5G-Technik im landwirtschaftlichen Bereich und den Ausbau zukunftsweisender Technik im Landkreis.
Aus „precision“ wird „smart“
Die Basis des Projektes bildet das sogenannte „Precision Farming“. Gemeint ist damit die präzise Ausbringung von Dünger und Pflanzenschutzmitteln auf der Grundlage von Daten, die digital und individuell je Fläche erfasst sind. Die Datenerhebung erfolgt mittels Sensoren und satellitengestützter Positionsbestimmung. Sie umfasst etwa Bodeneigenschaften, Ertragsfähigkeit und Pflanzenzustände innerhalb eines Flurstücks. „Smart Farming“ baut auf dieser Technologie auf. Die erfassten Daten werden mit weiteren Informationen zusammengeführt und ausgewertet. Die Landwirtinnen und Landwirte können so faktenbasierter entscheiden, etwa über die Menge der Düngegabe, den Erntezeitpunkt oder über die Fruchtfolge. Gleichzeitig unterstützt die Digitalisierung bei der Dokumentationspflicht und Qualitätssicherung.